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Wer klärt heutzutage wen auf?


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In der heutigen Zeit, in der sich alles so rasant entwickelt, bekommen wir oft gar nicht mehr mit, wie viele Geschlechter es gibt, wie die alle heißen und leider oft auch welche Informationen sich unsere Kinder aus dem Internet holen. Deshalb hier ein paar Basics.


Welche unterschiedlichen Geschlechter gibt es?

Es gibt vielfältige Auffassungen über Geschlechter oder Geschlechtliche Vielfalt. Abgesehen von den traditionellen Kategorien Mann und Frau werden heute viele weitere Geschlechtsidentitäten anerkannt, wie non-binär, genderqueer, transgender, agender und intergeschlechtlich. Geschlecht wird als komplexes Zusammenspiel von biologischem Geschlecht, sozialem Geschlecht (Gender) und individueller Identität betrachtet. Mehr dazu hier. Zur sexuelle Orientierung wird heute allgemein anerkannt, dass sie nicht immer fest und unveränderlich ist. Manche Menschen erleben im Laufe ihres Lebens eine Veränderung oder eine Entdeckung neuer Facetten ihrer sexuellen Orientierung, was besonders häufig bei Frauen beobachtet wird.

Die sexuelle Orientierung kann also fluide sein und sich im Laufe des Lebens wandeln, ohne dass dies bewusst gesteuert wird.

Wichtiger als ein starres Label ist das Erleben und Akzeptieren der eigenen Wünsche und Anziehungsmuster.


Was wissen Kinder schon über Sex?

Kinder verfügen heute über ein sehr unterschiedliches Vorwissen zum Thema Sexualität. Viele erhalten erste Informationen im familiären oder schulischen Umfeld. Das Internet, besonders Plattformen mit Zugang zu Pornographie, hat einen bedeutenden Einfluss auf das kindliche und jugendliche Sexualwissen. Dabei ist dieser Einfluss ambivalent: Einerseits können Kinder und Jugendliche über das Internet Zugang zu vielfältigen Informationen erhalten, andererseits besteht die Gefahr von falschen, verzerrten oder übersexualisierten Darstellungen.

Pornographie vermittelt oft unrealistische Erwartungen an Sexualität und kann zu Verunsicherung führen, wenn kein ausreichender Kontext oder Aufklärung vorhanden ist.

Der Einfluss von Internet und Pornografie auf die kindliche Sexualentwicklung ist vielschichtig und ambivalent. So zeigen Studien, dass viele der Heranwachsenden trotz Altersbeschränkungen pornografische Darstellungen sehen, oft über soziale Medien oder Messenger-Dienste. Das Internet ist längst ein Teil der sexuellen Sozialisation.

Pornografie vermittelt meist ein verzerrtes und übersexualisiertes Bild von Sexualität, das wenig mit realer Intimität zu tun hat.

Für Kinder und Jugendliche, deren sexuelle Entwicklung und Wahrnehmung ihres Körpers sowie ihrer Wünsche noch unreif sind, kann dies zu Verunsicherungen, unrealistischen Erwartungen und Ängsten führen. Vor allem Zugang zu gewalt- oder paraphilen Inhalten ist aus entwicklungspsychologischer Sicht bedenklich, da diese komplexe und nicht altersgerechte Reize darstellen.

Trotz anderer Befürchtungen zeigen Studien aber auch, dass die meisten Jugendlichen sexuelle Inhalte im Internet nicht unkritisch übernehmen. Sie unterscheiden meist klar zwischen pornografischer Fiktion und realer Sexualität. Onanieverhalten wurde durch die Verfügbarkeit eher früher initiiert, aber ohne eine Erhöhung der Masturbationshäufigkeit.

Pornografie kann als Vorbild für sexuelle Fertigkeiten oder Fantasien dienen, ohne dass Jugendliche das reale Sexualleben damit ersetzen wollen. Das Internet bietet auch die Möglichkeit, Antworten auf Fragen zu sexualitätsbezogenen Themen zu finden, die sie im familiären oder schulischen Kontext nicht klären können.

Wichtig ist die entwicklungsgerechte Aufklärung durch Erwachsene, die Kindern und Jugendlichen dabei hilft, die Inhalte einzuordnen, kritisch zu reflektieren und gesund mit ihrer eigenen Sexualität umzugehen.

Begleitete Medienkompetenz und der offene Dialog sind zentrale Schutzfaktoren, um Gefahren wie Sexting, Sextortion oder Cyber-Grooming vorzubeugen.

Insgesamt ist der Einfluss digitaler Medien ein Teilaspekt der sexuellen Sozialisation neben anderen Faktoren wie Gleichaltrigengruppen, familiärem Umfeld und schulischer Aufklärung. Digitale Medien bergen Chancen und Risiken zugleich für die kindliche Sexualentwicklung.


Wie können wir besser mit dieser Frühsexualisierung und der Tatsache umgehen, dass Kinder mit Pornographie in Berührung kommen (ob sie wollen oder nicht)?

Am Wichtigsten ist eine altersgerechte Sexualaufklärung zu Pornografie, die Kindern und Jugendlichen hilft, pornografische Inhalte kritisch zu reflektieren und ein realistisches Bild von Sexualität zu entwickeln.

Hier sind einige Empfehlungen, wobei die wichtigste eine frühzeitige und offene Kommunikation ist: Eltern sollten das Thema Sexualität und Internetnutzung frühzeitig ansprechen, bevor Kinder oder Jugendliche selbst zufällig auf Pornografie stoßen. Eltern sollten als sichere Ansprechpartner präsent sein, wenn Kinder durch Pornografie verunsichert oder beunruhigt sind, ohne zu dramatisieren oder zu bestrafen.

Beim Gespräch über Pornographie ist es dann entscheidend den Unterschied zwischen Pornografie und Wirklichkeit zu erklären: Kindern und Jugendlichen muss vermittelt werden, dass Pornos meist unrealistische, klischeehafte und oft frauenfeindliche Darstellungen zeigen, die nicht der gelebten, liebevollen Sexualität entsprechen und die Darsteller meist Schauspieler sind, die nach einem Drehbuch performen.

Auch altersgerechte Informationsquellen (siehe unten) können hier wertvoll sein, v.a. wenn die Kinder und Jugendlichen nicht über das Thema sprechen wollen.

Kinder und Jugendliche sollen lernen, Informationen im Netz kritisch zu hinterfragen, zu reflektieren, was echt bzw. inszeniert ist, und ihre eigene Haltung zu entwickeln.

Sexualaufklärung sollte Themen wie gegenseitigen Respekt, Selbstbestimmung und Grenzen betonen („Nein heißt Nein!“) und darüber informieren, dass Druck und Zwang in der Sexualität nicht akzeptabel sind. Diese Maßnahmen helfen, Heranwachsende vor verzerrten oder schädlichen Einflüssen zu schützen und sie in ihrer gesunden sexuellen Entwicklung zu stärken.


Hier sind noch ein paar Informationen zu Büchern und Websites für Eltern, die sich noch genauer mit der Thematik befassen wollen.


Bücher für Eltern

  • „Sexuelle Aufklärung für Eltern“ – ein praxisorientierter Ratgeber, der hilfreiche Tipps zum altersgerechten Gesprächsaufbau bietet.

  • „Das sexuelle Aufklärungsbuch für Kinder und Eltern“ – erklärt auf verständliche Weise kindliche Fragen zu Körper, Beziehungen und Sexualität.

  • „Hurra, ich habe einen Penis / eine Vagina“ von Dagmar Geisler – illustriert kindgerecht und humorvoll die Unterschiede der Geschlechter.

  • „Wie sag ich’s meinem Kind? Sexualität & Medien“ – thematisiert den Umgang mit digitaler Pornografie und Medienkompetenz.

  • „Liebe, Lust & Internet“ – ein Buch, das Eltern und Jugendliche über Risiken und Chancen digitaler Medien aufklärt.


Websites für Eltern und Erziehende

  • 147.ch – Aufklärung, Beratung und Informationen über Sexualität.

  • lilli.ch – Informationsportal für Eltern und Pädagog:innen zum Thema kindliche Sexualität und Medienkompetenz.

  • saferinternet.at – bietet Material und Tipps, wie Eltern Kinder online schützen und an das Thema Pornografie heranführen können.

  • projuventute.ch – kompetente Aufklärung zu sexueller Gesundheit und Umgang mit Internetmedien.

  • liebesleben.de – Plattform mit umfangreichen Ressourcen zu sexueller Gesundheit, auch speziell für Eltern.

  • schau-hin.info – bietet konkrete Tipps für Eltern zum Umgang mit Medien und Internetnutzung von Kindern und Jugendlichen.



 
 
 

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